Sonntag, 22. November 2009
Samstag, 14.November 2009
Nach nur ca. 3,5h Schlaf klingelt 6.30 Uhr bereits mein Wecker. Gegen 6.45 Uhr quäle ich mich dann auch aus dem Bett. Eine Dusche und ein Energy-Drink später packe ich den Rest in meine Reisetasche, rasiere mich und denke im letzten Augenblick an meine Klampfe. Ganz schön schwer, diese Reisetasche. Pünktlich stehe ich an der StraBa-Haltestelle und schleppe mich bis zum Bahnhof. Ein wenig ungeduldig stehe ich am Ticketautomaten, da vor mir zwei Mädels sich für meinen Geschmack zuviel Zeit lassen. Der Kauf glückt mir dann allerdings prompt und ich erreiche den ersten Zug rechtzeitig.
Die Fahrt geht bis Bitterfeld. Mir fällt auf, daß mein Ticket nicht übertragbar ist, man also seinen Namen in Druckbuchstaben einzutragen hat. Natürlich habe ich keinen Stift dabei. Mich irritiert die Tatsache, daß der Zug, in dem ich sitze, bis Wittenberg fährt, ich allerdings in Wittenberg in einen anderen Zug umzusteigen habe, der mich dann bis Wittenberg bringt. Die Auflösung gab's im nächsten Zug erst. Der jetzige fährt auf direktem bzw. schnellerem Wege ans Ziel, während der andere einen Umweg fährt. Warum auch immer, das wird so schon seine Richtigkeit haben.

In Wittenberg angekommen, hechele ich mit vermutlich 90% der Passagiere aufs andere Gleis, um den Regionalexpress zu bekommen. Mit 4min Verspätung fahren wir dann auch los. Ich werde erst jetzt kontrolliert. Die freundliche Bahnmitarbeiterin hat zum Glück einen Kugelschreiber dabei, mit dem ich recht provisorisch meinen Namen auf mein Ticket druckbuchstabiere. Hier gibt es Bordmonitore. Luxus. Er zeigt mir z. B., daß nun die Todesursache von René Herms geklärt ist. Ein viraler Herzmuskelfehler soll sein frühzeitiges Ableben begünstigt haben. Die Passagiere um mich herum wechseln nun doch ab und an. Irgendwie habe ich aber immer das Glück, daß auf dem 4er Sitz neben mir immer zwei Schnattertanten hingelangen. So laut kann ich meine Kopfhörer ja fast nicht mehr stellen, um deren Gegagger übertönen zu können, ohne Ohrenschmerzen davonzutragen. 1-2° wärmer könnte es im Zug auch sein. Irgendwie zieht es ein klein wenig, so daß es mich durchaus dezent fröstelt. Nach Berlin wurde es dann ruhiger. Zwar wechselten die Nachbarn nach wie vor, jetzt sitzen zwei Zeitunglesende neben mir, aber die Zwischenhalte reduzierten sich auf eine angenehme und überschaubare Zahl. Erstaunlich, daß zwischen den letzten beiden Stationen 40min liegen. Das ist wohl nur in Mecklenburg-Vorpommern möglich. Inzwischen habe ich mich auch an meiner Verpflegung vergriffen. Müsliriegel, trockenes Toast, Lutschpastillen und Energy-Drink sollen die Wartezeit auf Rostock überbrücken. Erst dort habe ich die Möglichkeit, während des ca. 45min Aufenthalts mir eine Kleinigkeit zwischen die Zähne zu schieben. Bis dahin genieße ich den Ausblick auf die Mecklenburgische Seenplatte. Na ja, zumindest stelle ich sie mir vor. Die Gleise führen leider nicht direkt an den Seen vorbei. Dafür passierten wir recht eng eine kleine, schicke Kirchenanlage bei Kargow. Zum Glück hören die Toten nichts von all dem Lärm, denn täglich rattern wohl schon einige Züge am kleinen Friedhof vorbei. Da hilft auch die verminderte Geschwindigkeit nicht viel. In Waren sehe ich dann doch etwas von der Seenplatte, zumindest vermute ich das Fleckchen sichtbares Wasser der Müritz zugehörig. Die Bahnhofsanlage macht hier auch deutlich mehr her als z. B. in Fürstenberg. Während sie hier in einem guten Zustand zu sein scheint und auch relativ belebt wirkt, könnte man in Fürstenberg beinahe meinen, sie wäre gar nicht mehr in Betrieb und zerfällt langsam, aber sicher. Der Tourismus macht's möglich.



Endlich in Rostock! Ich lasse mich von der Fahrstuhl-Etagenbeschriftung irritieren und trotte mit etwas Verspätung gen Ausgang. Dort genehmige ich mir eine Art vegetarisches Fladenbrot beim Bäcker des Vertrauens. Recht bekömmlich zwar, aber es hat mich nicht wirklich befriedigt. Die Warterei auf den Bus ist etwas langweilig. Der Anblick auf Rostock nach Verlassen des Bahnhofs verspricht nicht unbedingt Freudensprünge. Immerhin verraten die Möwen die Nähe der Ostsee. Der Bus rollt pünktlich an seinen Bussteig, gleich drei der vier eingesteigenden Fahrgäste haben das gleiche Ziel. Ich bin also nicht alleine mit so einem Vorhaben. Nach einer recht merkwürdigen Anfahrerei der Haltestellen komme ich pünktlich am Ziel an. Ein kurzer Blick auf meine ausgedruckte Karte verrät mir, daß ich alles im Griff habe und mein Appartement jetzt zügig finde.



Dort angelangt, erwarten mich die beiden Hausherren bereits. Ich löhne die Kurtaxe, lasse mir mein Zimmer zeigen und brühe mir eine Tasse Instantkaffee auf. Das Zimmer auf dem Foto hat nicht zuviel versprochen. Ich bin positiv überrascht. Sehr nett eingerichtet, Equipement für den täglichen Bedarf ist bereits vorhanden - ich hätte also einiges meines Tascheninhaltes zuhause lassen können. Na, sicher ist sicher. Bevor es dunkelt wird, wollte ich noch etwas vom Strand, von der Ostsee und von dem verträumten Ferienörtchen selbst sehen. Also ziehe ich mir die Jacke wieder über und schlendere die ca. 600m den Strandweg entlang. Ich bin erstaunt, wieviele Leute hier trotz der Jahreszeit noch herumlaufen. Anfangs hatte ich die Befürchtung, ich würde hier ziemlich alleine sein. Beruhigend, daß dem nicht so ist. Wenige Augenblicke später stehe ich auf der Düne, inhaliere die frische Ostsee und setze meinen Fuß auf den Sand. Herrlich! Am Wasser duftet es gewohnt nach Meer. Die Möwen kreischen. Ich laufe ein paar Meter und fühle mich pudelwohl. Wie lange bin ich schon nicht mehr an der Ostsee gewesen? Über acht Jahre dürften es inzwischen gewesen sein, sieht man vom Dänemarkaufenthalt ab. Man könnte meinen, ich müsse ihr doch inzwischen überdrüssig sein, so oft wie ich als Kind doch hier in der Gegend Urlaub machen durfte bzw. mußte, da wir ja kaum Alternativen hatten. Dennoch scheine ich es erst jetzt richtig schätzen zu lernen und erlebe es bewußt. Auf dem Rückweg passiere ich ein Brauhaus. Heute wird mit Folk und freien Eintritt geworben. Ich denke, für die Abendstunden habe ich eine Beschäftigung gefunden. Zurück im Appartement sehe ich auch gleich einen Zettel für meine morgige Abendbeschäftigung. Es gibt am Campingplatz ein Kino und diese Woche läuft der neue Emmerich-Film "2012" an. Das Thema sollte mich interessieren.



Nach einem Erholungsschläfchen, während im Flachbildschirm das Freundschaftsspiel Brasilien gegen England lief, mache ich mich frohen Mutes auf dem Weg zum Brauhaus. Ich bin abermals erstaunt, wieviele dorthin gehen, auch wie voll dieser wirklich große Laden bereits ist. Ich finde einen Platz am Tresen, von dort aus ich auch etwas Einblick auf die "Bühne" habe. Neben mit steht der Inhaber des Brauhauses, zumindest erweckt er den Eindruck, "Chef" zu sein. Pünktlich startet das Trio und folkt uns so richtig ein. Na ja, zumindest den vier Tischen in unmittelbarer Nähe zur Bühne. Der Rest bekommt von den Ansagen nicht unbedingt viel mit, da sie ihre Stimme zu sparsam einsetzen. Beim Musizieren an sich ist es von der Lautstärke dann angemessen. Ich koste das dort selbstgebraute helle Bier, anschließend das dunkle Winterbier und zum Abschluß das Spezialbier, ist wohl mit etwas Malz zugesetzt und besitzt dadurch eine trübe Farbe. Für das leibliche Wohl sorgen die hauseigenen Brauhausfritten mit Kräuterdip. Das sind etwas lockerere Kartoffelspalten, gehen in Richtung Röstinis. Als das Trio schließlich eine Pause einlegt, wird es mir zu langweilig bzw. zu kostspielig. Mein drittes Bier habe ich beinahe leer und wenn sie danach nochmal so langespielen, würde ich sicher noch mind. zwei weitere trinken. Auch ist der Barhocker nicht sonderlich bequem, um darauf noch 1h sitzen zu wollen. Ich bezahle also und schlendere wieder zum Strand, begehe die Seebrücke und genieße die kühle Briese.



So gegen 22 Uhr bin ich wieder im Appartement. Den restlichen Abend schaue ich TV, ein wenig Fußball, zwei Spielfilme - vielleicht verschiebe ich den angedachten Kinoabend auf Montag, da Sonntagabend der zweite Teil von dem ersten Spielfilm kommt, den ich noch nicht gesehen habe und mir gerne noch anschauen möchte - und nebenbei zupfe ich an der Klampfe. Ich glaube, gegen 3 Uhr knipste ich erst das Licht aus.

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